Musik

Freitag, 7. September 2007

Dale Watson (und nicht Johnny Knoxville)

Dale Watsons neue CD ist ein Abgesang auf Countrymusic. Er selbst ist so enttäuscht von dem, was sich heutzutage alles im Countryregal findet, dass er sich auf dem Cover neben einem Grabstein fotografieren lässt: "R.I.P Country".
Das Album selbst: von vorne bis hinten pure klassische Johnny Cash bumm-tschaka-bomm-tschaka Western Swing Honky Tonk Countrymusik.
Wer das cool findet, sollte die Platte meiden. Wer glaubt, das hätte Hip-Potenzial wie Rick Rubins Johnny Cash-Platten, den kann man nur warnen: Euch werden die Ohren weh tun. Ihr werdet suchen und suchen und suchen nach irgendwas, was diese CD zu einem Kultbesitz für Mittzwanziger BerlinMitteMenschen macht. Gibts nicht. Hände weg.
Bloß nicht davon täuschen lassen, dass Johnny Knoxville in den Danksagungen erwähnt wird und auch im Video zur Singleauskopplung mitspielt. Das liegt nur daran, dass er dem Dale eine Hütte zum Aufnehmen der Songs zur Verfügung gestellt hat und dass diese Hütte früher Johnny Cash gehört hatte. Das ist alles. Davon hört man nix auf der Platte. Null! Also nochmal: HÄNDE WEG!
An die Anderen: Es gibt momentan keine schönere, perfektere, swingendere und überhaupt begeisterndere Countryplatte als genau die von diesem Mittvierziger, in dessen Gesicht sich ziemlich deutlich die Vergangenheitsspuren von Drogen, Geldsorgen, Schicksalsschlägen, Depressionen und Selbstmordversuchen finden lassen. Halt Stopp. Das letzte bitte wieder vergessen. Am Ende wird sonst die CD doch noch von den Falschen gekauft.

Freitag, 11. Mai 2007

Die größere Flöte. Die Zimmermänner in Berlin.

Timo September Blunck: "Christian hatte schon immer die größere Flöte"
März (aus dem Publikum): "Stimmt nich!!"

Das war ein schöner Abend. Christian Kellersmann gleich von der Arbeit 500 Meter weiter ins Lido und 25 Jahre zurück. Detlef Diederichsen auf der Bühne und sein Bruder, der Professor, im Publikum und gar nicht announced.
100 Menschen und mehr durften das auch nicht sein.
Und sie hatte so schöne große Kreolenohrringe und die beiden waren ein sehr nettes FrühlingHerbst-Paar.

ZimmermaennerLiveimLidoBerlin

Mittwoch, 18. April 2007

Und überhaupt, wo wir grad bei Schaupielern mit Oxbridge-Ausbildung sind

Hugh Laurie in ISAS. Es wird leider zuviel gelacht im Publikum, weil sie denken, ha, jetzt kommt ein Witzlied. Wars ja auch, damals. Für mich wirkt er aber bei der ISAS-Version eher ganz schön traurig.
Aber wie toll der Klavierspielen kann, nicht?

Freitag, 9. März 2007

The Wreckers: Stand still look pretty

Die ganze Welt ist weizengelb und himmelblau. Rostige Wassertanks und torkelnde Tumbleweeds und ich mit einem halben Tank Freiheit in meinem Chevy auf dem schnurgeraden Highway unterwegs.
Die Sängerin im Radio erzählt von gequältem Herzen und Sitzengelassenwerden.
Anweisung der Abteilung Gleichstellung an die Frauen hierzulande: Stark sein heisst zuerst zu schießen.
In Countrysongs ist das ganz anders. Da bedeutet Stark zu sein nicht anderes als Passionsfähigkeit. Getroffen sein, sich sogar in die Kugel werfen und den Schmerz aushalten.
Ich mag das hören.
Anhalten, Auftanken, weiterfahren.

Samstag, 1. April 2006

Musik für Frauen, die grad mal nicht stolz und stark sein wollen

Nix gegen stolze Frauen. Nix gegen "I ain't gonna give in, I'm gonna stand up and fight blabla". Ist ja auch gesund, so eine Einstellung.
Aber manchmal, liebe Frauen, merkt ihr doch selbst, dass Ihr Euch ganz anders fühlt: voller Angst, dass er geht, verzweifelt, weil er sagt, dass es aus ist, bettelnd, dass er bleibt, am Boden, weil er doch gegangen ist.
Für diese Stimmung, genau für diese, hat Gott Trisha Yearwood erschaffen und in unsre Welt geschickt.
Niemand bettelt wie sie, keine schreit Ihre Verzweiflung so heraus wie sie, so wie sie kann keine andere Diva Ihre Ohnmacht heraushauchen.
"How do I Live" ist von ihr, nicht von dieser Pest Leann Rimes. Sie besingt Ihre Angst, von ihm verlassen zuwerden. Und mit jeder Strophe wird klarer, dass er sie verlassen wird und sie weiss es längst. Sie singt im Konjunktiv aber das ist nur die Grammatik des Songs. Das Saxophon kämpft zwar noch, aber die Geigen lassen schon den Kopf hängen, begleitet von den wissenden Trommeln. Und darüber diese Stimme, die die Hoffnung beschwört und doch die Hoffnungslosigkeit selbst ist.
Wer nach diesen 4 Minuten noch nicht genug hat, hört sich dann "Down on my knees"(!) an. Das gibt den Rest. Wer da nicht wegfliesst, hat ein Betonherz und niemals Liebeskummer gehabt. Kein Stolz, kein Aufbäumen, kein Trotz. Nur ein abgrundtief schwarzes Loch der Verzweiflung.
So ist das Leben eben auch.
Bei iTunes oder hier.

Samstag, 11. März 2006

Countryfication breakdown

Johnny Cash war gestorben und kurz vorher hatte er noch dieses LETZTE Video gemacht. "Hurt" war Bilanz und illusionsloser Schlußpunkt eines verzweifelten Lebens. Wiglaf Droste hat beschrieben, was "Hurt" so einzigartig machte. Ich erinnere mich, dass selbst die Tagesthemenmoderatorin damals Tränen in den Augen hatte, als sie im Bericht zum Tode Ausschnitte aus diesem Video sah. "Hurt" war gar nicht Country aber Johnny Cash wars und auf einmal hörte man "Ring of Fire" wieder im Radio und da grub sich der Bumm-tschakka-Bomm-Tschakka-Rhythmus langsam in die Hirnwindungen auch derjenigen Leute, die bisher Country als Überseevariante von Volksmusik betrachteten. Und war ja auch gar nicht so falsch, wo doch hier bei uns bislang einzig Truck Stop und die beiden Alkoholleichen Tom Astor und Gunther Gabriel für Country standen und die treten ja schließlich auch in den Musikantenschlagerstadln des öffentlich-rechtlichen Fernsehens auf. Mit Johnny Cashs Tod jedenfalls hat alles begonnen. Johnny Cashs Tod machte Country cool. Das war ein Chance für Country. Und die wurde natürlich verplempert.
Es ging Schlag auf Schlag: Der Langnesesong galoppiert auf einmal countrifiziert von The Boss Hoss durchs Kino, Heike Makatsch spielt eine Countryverrückte in "Almost Heaven" und schwärmt in Interviews von Tammy Wynette und Dolly Parton. Und als Höhepunkt: Texas Lightning gewinnen mit "No no never" den Grand Prix-Vorentscheid.
The Twang aus Braunschweig aber prägen mit Ihrem Albumtitel "Countryfication" den zentralen Begriff, der den deutschen Countryhype am besten beschreibt. Und das Problem. Jemand im Karneval dieses Jahr durch die Kneipen gezogen? Dann hat er sicher auch "Last Christmas" von The Boss Hoss gehört. Countrifiziert. Was für ein Partyknaller. Aber eben doch mit dem überdeutlichen ironischen Augenzwinkern eingespielt. So wie beim Schlager, der wurde ja auch nur ironifiziert in Form von Gildo Horn oder offen geisteskrank wie bei Christian Anders akzeptiert.
Ist das jetzt gut oder schlecht?
Gut ist es. Denn dann ist der ganze Aufruhr auch bald wieder vorbei, Heike Makatsch wird als nächstes Blumentopfschmeißen gut finden,The Boss Hoss werden im Dunst von Gottlieb Wendehalsens Schnapsfahne die Faschingszelte zum Kochen bringen, bevor sie an Klaus & Klaus übergeben und Wiglaf, ich und ein paar andere können wieder ungestört und mit viel Platz rings um uns in den kleinen Country-Abteilungen der CD-Läden stöbern.
Na, vielleicht ist das Ende schon erreicht: ich lese gerade, dass Van Morrisons neues Album eine Countryplatte ist.
Wie schön.

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Zuletzt aktualisiert: 7. Dez, 10:53

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