Eigenes

Samstag, 1. Juli 2017

Der Zug der Liebe

In Berlin veranstaltet heute der "Zug der Liebe e.V." eine Demonstration für - Moment - "mehr Liebe und soziale Gerechtigkeit". "Lautstark", wie vermerkt wird. Kann ich bestätigen, ich hab die Fenster auf und der Bummsbeat zaubert schöne seismische Wellen in mein Weinglas. "2017 geht es für die Presse- und Meinungsfreiheit auf die Strasse", steht auf der zugehörigen Website.
Weiter: "...denn das Thema ist hochrelevant seit all den Putins, Erdogans und Trumps. Aber auch wir prügeln uns auf Facebook verbal die Köpfe ein, Populisten bestimmen die News, Identitäre klettern auf unser Tor. Blockieren hat das Miteinander reden abgelöst. Medien aller Art, ob nun Magazine, Zeitungen oder Fernsehsender und ihre Vertreter werden diffamiert und sogar körperlich angegriffen. Dazu kommt, das (sic!) die Pressefreiheit, durch mangelnde Transparenz oder Verweigerung von Zugang bei politischen Veranstaltungen, beschnitten wird. Der absurde Vorwurf, (sic!) von (sic!) einer gelenkten Lügenpresse hat online eine gefährliche Filterblase geschaffen, in der rationale Diskussion nur noch als Täuschungsmanöver diskreditiert wird.
Auf der Straße zeigen wir, wo echte Mehrheiten sind.
UND wir werden auch 2017 wieder zeigen, dass diese Stadt voller netter Menschen ist, die keinen Bock auf diesen Mist haben."

Reality check: Einige Hundertschaften von augenscheinlich nicht nur aussen befeuchteten (es ist schließlich Regenzeit in Berlin dieses Wochenende) Jung-Twens torkeltanzen die Stralauer Allee entlang, vermutlich nicht nur total voll von Liebe. Liebestoll und blasenvoll sprühen sie ihre harnsauren Liebesbotschaften wie Hündchen, die ihr Revier markieren auch an die im Weg stehenden Strassenecken. Gerade zieht der Wagen "Save the Lake Atitlan" vorbei, dessen Betreiber sich mit der Verschmutzung des gleichnamigen Sees in Guatemala nicht abfinden wollen. Immerhin: Guatemala ist weit und eine Verunreinigung des geschundenen Sees ist aus dieser Entfernung auch durch Wildpinkler nicht zu befürchten.
Für soziale Gerechtigkeit sorgt augenscheinlich schon das flächendeckende Stehenlassen von Bierflaschen, ökosystemisch wird das weggeräumt von Bewohnerschichten, die temporär noch in prekäreren Finanzverhältnissen leben müssen und die, Putzerfischen gleich, konkreten und unmittelbaren Nutzen aus der Veranstaltung ziehen. Hintan die fleißigen Räumwagen der BVR und schon gegen 20:45 fällt der Rudolfkiez wieder in unruhige Vornachtruhe.

Dienstag, 6. Juni 2017

Pfingsten II

Bevor Du auf zum Himmel fährst,
o Bucklige,
hat Gott Dir erst den Rücken noch gekrümmt.
Du sollst - so scheints - den Dreck zu Deinen Füßen sehen
und nicht den Zug der Wolken weiss vor blau.
Siehst aus als trügst Du Christus' Kreuz
und trägst doch nur die eigne Last.
Gebeugt doch nicht gebrochen auch Dein Wille -
Beharrung ist er, strebt nach nirgends.
Ich hab auf Sand gebaut und Du auf Fels,
das Wasser, das ihn langsam höhlt, hat mich längst fortgespült.

Montag, 5. Juni 2017

Pfingsten

Mein Vater wohnt jetzt in einem kleinen Zimmer
am Ende eines langen Ganges.
Auf dem Weg dorthin viele andere Zimmer
voll übler Gerüche.
Ein mächtiger Protest: Ich stinke, jetzt und in der Stunde meines Todes.
Ich werde gehen
aber meinen Geruch werdet Ihr nicht los.
Wenn ich die Tür zum Zimmer meines Vaters erreiche,
haben Schuld und Scham mich so klein gemacht
wie ihn.
Er sitzt auf dem Bett und schaut mich an.
Der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist
fehlt.
Seine Augen sind immer noch so schön.
Wasserblau der Blick voll
Glaube und Liebe,
geopfert der Hoffnung.
Wir wollen heim.

Mittwoch, 10. Mai 2017

Locked in LinkedIn

Aufkommender Verdacht nach zwei Wochen reaktivierter LinkedIn-Nutzung: so viel, wie da geteilt und geliked wird, wird nicht gelesen.
Eher: Ist der Teilende ein guter Freund oder Einer, von dem ich mir beruflichen Nutzen verspreche (= liked er viel von mir oder will ich was von ihm), dann find ich das gut und empfehl ich das weiter - nachdem ich ungefähr soviel wie die Überschrift von dem Artikel gelesen hab.

Mal ernsthaft: Wieviele Artikel (und das sind ja FACHartikel, keine Bummsnachrichten) kann der berufstätige LinkedIn-Nutzer denn so pro Tag durchlesen und verstehen, bevor der Chef ihn anpfeift, er solle gefälligst arbeiten, statt die Zeit zu vertrödeln mit dem Lesen von - äh - Bummsnachrichten:

Chef: "Aufhören, Bummsnachrichten zu lesen und gefälligst arbeiten!"
Der Digital Strategist (Selbstverliehene Berufsbezeichung desjenigen in internetfernen Unternehmen, dem man alle blödsinnigen Anfragen, in denen das Wort "Digitalisierung" vorkommt, weiterleiten darf) antwortet daraufhin dem Chef: "Das IST meine Arbeit, wir müssen als Unternehmen jederzeit auf der Höhe des Wissens über, naja, alles mögliche, bleiben. Dazu muss ich lesen und wir müssen auch posten da."
Chef: "Was müssen wir?"
Digital Strategist: "Unsere Strategie zum Thema Digitalisierung in den sozialen Medien darstellen beispielsweise".
Chef: "Versteh ich Sie richtig? Sie machen unsere Strategien im Internet publik?"
Digital Strategist: "Ist doch guter Content. Wir leben in Zeiten einer shared economy. Herrschaftswissen gibts nicht mehr und das Expertentum erodiert sowieso."
Chef . "Was?"
Digital Strategist: "Die digitale Transformation bedeutet viel. Da gehts um die total customer obsession als Ansatz"
Chef (kopfschüttelnd von der Bühne, dabei murmelnd): "Bummsnachrichten. Bummsnachrichten."

Naheliegender Schluß: Der Counter zählt und nicht der Inhalt. Content hat den Bedeutungsteil "Inhalt/Sinn" verloren, es steht nur noch für Text bzw. Anzahl von Textkopien. Und zwar für Text, der bitte in einskommafünf bis maximal drei Worten eine Marketingwirkung zu erzielen hat. Entweder Selbst- oder Unternehmensmarketing.
Ich empfehle ein uraltes Buch dazu:
oedagF

Sonntag, 25. Oktober 2015

...

Mein Leben ist ein Live-Mitschnitt

...

Diese dämliche "Wir-packen's-an-Mentalität".
Nicht immer so businessmässig fragen "so und was können wir jetzt TUN?", sondern auch mal einfach auf eine glückliche Fügung hoffen.

Montag, 20. April 2015

Keine Kinder

Deinhoff sagt: Ich habe keine Kinder. Ich hätte Angst davor, in der Erziehung zu versagen und dann wachsen da vernachlässigte Nachkommen heran, die naturlich falsche Entscheidungen treffen. Sie wissen es ja nicht besser! Sie geraten womöglich an falsche Freunde aus dem falschen Millieu und dann ist es passiert und sie machen Abschlüsse in Jura oder BWL und machen Karriere in der Wirtschaft. Wie ich mich da schämen wuerde als Elternteil!

Samstag, 7. September 2013

Nach dem Besuch des Friedhofs der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden

Wenn Vater stirbt ist Mutter allein ist Vater tot ist die Hälfte weg ist der Rest anders und
ich werde erwachsen sein.

Freitag, 18. Februar 2011

Low profile für Männer

Lächerlich 1: jetzt runde Brillen kaufen. Zu früh (2 Jahre etwa), zu durchsichtig, zu langweilig. Etwas für Gordon Gekko wanna-be Markus Koch von n-tv. Der hat natürlich eine.

Lächerlich 2: immer noch: Teure superlangweilige gutgeputzte Edelschuhe. Guttenbergsch. Klaedenesk. Siegelringkompatibel. Zur Zigarre. Am besten drauftreten, wenn man sie sieht.

Samstag, 16. Oktober 2010

Schlimme Dünne

Schlimm, diese Frauen, die erwarten, für ihre Abmagerung bewundert zu werden: "Gott, hast Du abgenommen". "Ja, danke!" "??!!"
Ich werde ab jetzt den Satz immer folgendermaßen ergänzen: "Gott hast Du abgenommen, Du siehst ja schrecklich aus". 
Aber halt, dann denken die womöglich "Gut, dann sieht man eben, was das für ne Scheißquälerei war. Aber es hat sich ja offensichtlich gelohnt!"
Also besser: "Gott hast Du abgenommen, schrecklich, richtig ALT GEWORDEN siehst Du aus!"
Hm. Obwohl. Wieviele dieser Frauen dann wohl immer noch denken "Alt? Frechheit! Aber juhuu, ich sehe also dünn aus!"
Okay, der beste Kommentar ist also: "Mein Gott hast Du ZUGENOMMEN".

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Zuletzt aktualisiert: 7. Dez, 10:53

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